Cicero und Co
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Cicero und Co
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Ich schreibe historische Geschichten – und verliere mich regelmäßig in Fußnoten.
Und weil es zu schade ist, all die dabei entdeckten Schätze nur für mich zu behalten, gibt’s hier ab sofort Fakten, Fiktion & Fundstücke aus der Welt von Cicero und Co.
Wer selbst Suizidgedanken hat, kennt wahrscheinlich unter Beiträgen zu diesem Thema die Hinweise auf Anlaufstellen. Ich halte sie für sehr sinnvoll. Dort gibt es Menschen, die helfen können, zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter 0800-1110111 (kostenfrei) und 0800-1110222 (kostenfrei).
August 17, 2025 at 6:48 PM
Das Wissen über Sterbehilfe (auch meines) ist, das legt der MOZ-Artikel nahe, öffentlich jedenfalls noch sehr begrenzt. Mich würden andere Gedanken dazu sehr interessieren.
August 17, 2025 at 6:48 PM
Mich hat lange kein antikes Thema mehr so unmittelbar gegenwärtig beschäftigt. Vielleicht gibt es unter euch ja Gedanken, ob Sterbehilfe, auch unter historischer Perspektive, weiter gesellschaftlich thematisiert, enttabuisiert, ausgebaut werden sollte.
August 17, 2025 at 6:48 PM
Für mich wirft beides die Frage auf,wer von außen überhaupt befähigt sein kann, über (Zitat Valerius) »kluge Gründe« zu befinden. Zugleich zeigt sich durch die Menschheitsgeschichte hindurch der berechtigte und nachvollziehbare Wunsch,selbstbestimmt zu entscheidend,wann der letzte Tag gekommen ist.
August 17, 2025 at 6:48 PM
Mir erscheint die Möglichkeit eines selbstbestimmten Endes erstaunlich fortschrittlich. Die Instanz eines Senats als Kontrolle ist sehr fragwürdig, erinnert aber in Grundzügen an die Mechanismen, die auch heute einem begleiteten Suizid vorangehen.
August 17, 2025 at 6:48 PM
einerseits nicht zuläßt, daß jemand ohne Überlegung das Leben aufgibt, andererseits aber dem, der mit klugen Gründen begehrt dahinzuscheiden, einen schnellen Weg zum Tode verschafft.«
August 17, 2025 at 6:48 PM
»Es wird demjenigen ausgehändigt, der den 600 – diesen Namen hat nämlich der Senat von Massalia – die Ursachen dargelegt hat, wegen derer er den Tod erstreben müsse. Das ist eine unsentimentale, aber mit einer Portion Wohlwollen versehene Untersuchung, die
August 17, 2025 at 6:48 PM
Leichtfertig konnte die öffentlich unterstützte Möglichkeit des Suizids daher auch nicht wahrgenommen werden. So musste, wer ein auf Grundlage von Schierling hergestelltes Gift in Massalia erhalten wollte, Rechenschaft über seine Gründe vor dem Stadtrat ablegen. Valerius Maximus schreibt dazu:
August 17, 2025 at 6:48 PM
Die Abwägung, wann ein Leben nicht mehr lebenswert ist, ist eine unheimlich schwierige, die vielleicht aus eigenem Erleben kennt, wer das Sterben eines Menschen, z.B. eines Familienmitglieds, mitbegleitet hat. Auch die antiken Quellen reflektieren das.
August 17, 2025 at 6:48 PM
Valerius Bericht zeichnet das Bild eines selbstbestimmten Todes und kontrastiert einen guten Tod mit einem nicht mehr lebenswerten Leben. In anderen Berichten finden sich vor allem Suizide, die mit schweren Erkrankungen im Zusammenhang stehen. Dies ist auch heute häufig ausschlaggebend für Suizide.
August 17, 2025 at 6:48 PM
›[...]Tatsächlich hat mir immer das Glück gelächelt, und damit ich nun nicht aus Gier nach dem Sonnenlicht noch ein trauriges Schicksal erleben muss,tausche ich den Rest meines Lebensatems gegen ein glückliches Ende ein, da ich zwei Töchter und eine mich überlebende Enkelschar zurücklassen werde.‹«
August 17, 2025 at 6:48 PM
So berichtet Valerius Maximus im 1. Jh. n. Chr. von der griechischen Insel Keos folgenden Fall einer über 90-Jährigen Dame aus der oberen Gesellschaftsschicht:
»Sie beschloß nun, sich mit Gift umzubringen [...] Sie lag auf einem Bett [...] und sagte, auf ihren Ellenbogen gestützt:
August 17, 2025 at 6:48 PM
In einigen Städten wie Massalia (heutiges Marseille) und Orten v. a. in griechischen Regionen gab es öffentliche Giftvorräte, die für selbstbestimmte Suizide vorgesehen waren. Ein Beispiel waren Altersuizide von schwer erkrankten Menschen oder Personen, die ein sehr hohes Alter erreicht hatten.
August 17, 2025 at 6:48 PM
Heute hat mich ein Artikel über einen begleiteten Freitod eines ME/CFS-Erkrankten erneut auf das Thema aufmerksam gemacht und mich mit vielen Fragen zurückgelassen, die auch meine Betrachtung der Vorgänge in der Antike verändern.
Freitod in Bernau: Leben in Dunkelheit und Stille – warum Marc Kirch seinen Suizid plant
Der 51-jährige Marc Kirch aus Bernau ist schwerst an ME/CFS erkrankt und plant seinen begleiteten Freitod. Sein Fall wirft Fragen über den Umgang mit Erkrankten und die Anerkennung ihrer Leiden auf.
www.moz.de
August 17, 2025 at 6:48 PM
Dem Thema bin ich gestern und heute von zwei Seiten begegnet. Zunächst im Rahmen meines aktuellen Romanprojekts, bei dem ein vermeintlicher Suizid eine Rolle spielt. Recherchen zu Giften führten zu einem für mich bisher unbekannten Phänomen in der Antike: Dem öffentlich unterstützten Suizid.
August 17, 2025 at 6:48 PM
Empirisches Wissen dürfte dabei nur eine geringe Rolle als Korrektiv gespielt haben." Auch etwas, was sich über Jahrtausende erhalten hat.
August 16, 2025 at 7:49 AM
Interessantes Buch, pointiertes Zitat! Wieder etwas für die viel zu lange Leseliste, danke für die Anregung.
Ich habe grade mal reingelesen: "insbesondere zeigt sich dabei, dass eine [...] Lebensweise bei den Römer stets dieselben Assoziationen hervorrief.
August 16, 2025 at 7:49 AM
Viele alte Bezeichnungen und auch gänzlich andere Bilder gingen verloren, auch deshalb dominiert die griechisch-römisch Antike die heute gängigen, von der IAU anerkannten Sternbilder.Aber manchmal sind die dahinter stehenden Geschichten ja auch gar nicht so schlecht. Zumindest wenn Ovid sie erzählt.
August 16, 2025 at 7:41 AM
Weitere Interpretationen aus aller Welt beinhalten sieben Schwestern und ihren Bruder, einen Elch, Wölfe, Sarg, Schöpfkelle usw. In der nordischen Mythologie war es dagegen tatsächlich ein Wagen, den man sah. Später versuchten christliche Interpreten das Bild erfolglos zum Hl. Petrus umzudeuten.
August 16, 2025 at 7:41 AM
... sahen die Römer im Großen Wagen sieben Ochsen, die ständig um den Himmelspol kreisten. Für die alten Ägypter war der Wagen dagegen Chepesch, ein Schenkel des (je nach Interpretation) Seth oder eines Rindes oder Stiers. Weit entfernt erkannten Inuit in Nordamerika darin ein Karibu.
August 16, 2025 at 7:41 AM
Besonders deutlich wird dies bei einem anderen sehr markanten Sternbild: Dem Großen Bären (oder lat. eigentlich der Bärin) bzw. dem daraus sehr bekannten Bestandteil des Großen Wagens. Während die Griechen darin wahlweise eine traurige Bärenmutter sahen oder Äpfel, die ewige Jugend verliehen...
August 16, 2025 at 7:41 AM
Die von Ovid erzählte Geschichte um Andromeda,die wegen der Eitelkeit ihrer Mutter,Kassiopeia,einem Seeungeheuer geopfert werden soll,dann aber von Perseus gerettet und (natürlich) dessen Frau wird,gehört zu den klassischen Sterngeschichten.Die sind aber oft nur die griechisch-röm. Interpretation.
August 16, 2025 at 7:41 AM
Ich finde es faszinierend, wo die römische Antike überall ihre Spuren hinterlassen hat. Und vielleicht hat ja sogar einmal ein Latein sprechender Mensch an den Ufern des Vänern gesessen und den Sonnenuntergang genossen. Gehüllt in einen Pelz, den er mit in Rom geprägten Münzen bezahlt hat.
August 8, 2025 at 8:39 AM