Aber: Dafür brauchen wir die Republik, die Demokratie als Lebensweise. Das Gemeinsame - ihren Schutz einzufordern, sich schützend vor sie zu stellen - ermöglicht erst das aufgeklärte Streiten: Passt eine Schuldenbremse dazu? Migrationspolitische Rechtsblinkerei? Sozialkürzungen?

Die Rückeroberung des öffentlichen Raums durch die Demos der Vielen kann so zur Wiederkehr eines »erwachseneren« Politischen verhelfen. Öffentliche Auseinandersetzung nicht als Zirkus, als Schuldzuschreibung, als Krakel; sondern als konstruktives Ringen um umsetzbare Lösungen /5

Und na klar, Politiker machen Selfies, Regierungen loben, Parteien hängen sich dran. Soll man das zurückweisen? Eher sollte man es aufgreifen: Demonstrationen sind Arenen und Symbole der Verständigung einer Gesellschaft über sich selbst, da gibt es mehr als eine Meinung /4

Die Demos der Vielen stiften politischen Sinn, der zugleich nicht schon abgeschlossene Meinung oder Konsens anzeigt. Selbstverständlich (!) steht man da gemeinsam mit Leuten, die anderer Meinung sind - aber eben nicht in der Frage der Republik, der Demokratie als Lebensweise /3

Demonstratio = das Zeigen, die Veranschaulichung. Auf den Straßen und Plätzen wird etwas deutlich gemacht, ein Konsens der Vielen: wir wollen Demokratie als Lebensweise schützen; sie ermöglicht erst, unsere Differenzen auszutragen, um alternative Richtungen zu ringen /2