Apple Karten vs. Google Maps im Alltagstest: So schlagen sich die beiden Navi-Apps
Die Bedeutung von Apples App “Karten” für das iPhone wird wohl stark unterschätzt. Viele benutzen Apples kostenlose Karten-App wie selbstverständlich, ohne daran zu denken, wie viele Milliarden Apple in die Entwicklung und Pflege der App stecken musste – nicht zuletzt für den Unterhalt einer eigenen Flotte an Kamera-Autos für die Datensammlung.
Der Grund für den hohen Aufwand ist natürlich Google: Für ein Mobilgerät wie das iPhone ist die Karten-App ein entscheidender Dienst, und der iPhone-Hersteller scheut keine Kosten und Mühen, um nicht in einem so wichtigen Bereich von Google abhängig zu werden.
Mit iOS 26 kamen deshalb viele neue Funktionen dazu und mit jedem Update wird die App leistungsfähiger und besser.
Wie schlägt sich aber Apples Karten-App in einem Duell mit der werbefinanzierten Alphabet-App Google Maps?
## Datenschutz: Datenkrake vs. Apple
Unsere erste Frage: Wie gehen die Nutzer mit unseren Bewegungsdaten um? Ein Online-Kartendienst wie Google Maps weiß schließlich immer, wo Sie gerade sind. Das kann der Weg zum Supermarkt sein, aber auch ein Treffen mit einem Konkurrenzunternehmen oder ein Besuch bei der Ex-Freundin.
Google stellte solche sensiblen Bewegungsdaten früher sogar offen in einer sogenannten “Zeitachse” im Webbrowser dar – vielen Nutzern war das nicht bewusst. Mit wachsender Bedeutung des Datenschutzes hat Google seine Praxis angepasst. Die Funktion muss heute aktiv freigeschaltet werden, zudem steht ein Inkognito-Modus zur Verfügung, der keine Standortdaten speichert. Dieser lässt sich durch längeres Tippen auf das Profilbild aktivieren.
Weiterhin ist der Umgang mit Daten bei Google aber fragwürdig. So werden die Nutzerdaten für Werbung genutzt, und der Dienst offenbar auch häufig von Behörden abgefragt. Der große Vorteil von Apples Karten bleibt ein weit strengerer Umgang mit Daten.
Apple verspricht, keine Bewegungsdaten zu sammeln und Informationen nur verschlüsselt zu übermitteln. Daten werden zwar zur Verbesserung der App gesammelt, dies aber anonymisiert und in geringem Umfang. Allerdings plant Apple zukünftig die Anzeige von Werbung, was aus der Perspektive des Datenschutzes problematisch ist.
Ein wichtiges Argument: Apple ist ein profitorientiertes Unternehmen, verdient sein Geld aber nicht mit Daten, sondern mit Hardware. Insgesamt gibt Apple deshalb beim Datenschutz das deutlich bessere Bild ab.
**Stand: 1:0 für Apple**
## Routenplanung im Test
Königsdisziplin jeder Karten-App ist die Routenplanung. In unserem zweiten Test wollen wir den Weg zu einem bestimmten Ort finden – etwa zur nächsten Apotheke.
Suchen Sie den schnellsten Weg zu einem Treffpunkt, liefern beide iOS-Apps zuverlässig eine gute Wegplanung. Die Eingabe des Namens oder der Art des Zieles genügt. In einem Routenplaner-Modus werden Sie auf Wunsch Schritt für Schritt zum Ziel geführt.
Auch im App Store gibt es von den Nutzern hier wenig zu bemängeln, die Funktionen sind sehr ausgereift und funktionieren zuverlässig. Beide Apps gehören nebenbei zu den bestbewerteten Apps der iOS-Plattform.
Karten erstellt für Sie Routen per Auto, Gehen, ÖPNV und per Fahrrad. Google Maps bietet diese Optionen ebenfalls und kann Ihnen sogar das beste Verkehrsmittel vorschlagen – und bei Bedarf sogar gleich eine Flugreise organisieren.
Google Maps bietet für vier verschiedene Verkehrsmittel Routen an.
Stephan Wiesend
Die exakte Wegbeschreibung erhalten Sie bei der iOS-App dann auf Knopfdruck und werden Station nach Station zum Ziel geführt.
Beide Apps bieten außerdem Voreinstellungen, um die Reiseplanung individuell anzupassen. Fußgänger können bei Apple etwa Routen mit Hügeln und verkehrsarmen Straßen verlangen, bei Autofahrten Mautstraßen und Autobahnen meiden.
Google soll zwar in entlegenen Ländern und Regionen bessere Daten liefern, zumindest in Deutschland gibt es wenig an Karten zu kritisieren.
Die Funktionen von Karten sind fast identisch.
Stephan Wiesend
**Stand: 2:1**
## Carplay: Google Maps oder Apple Karten?
Der dritte Test: Wie schlägt sich die App im Auto? Läuft in Ihrem Auto Carplay, können Sie zwischen der Karten-App von Apple und der von Google wählen. Ist auf dem iPhone Google Maps installiert, können Sie auch die Navigationsapp von Google nutzen.
Beide Apps haben ihre Vor- und Nachteile, so bietet Apple eindeutig die bessere Integration in Carplay. Geboten wird eine ausgereifte Routenplanung, seit iOS 26 werden zudem Widgets unterstützt. Ein Anruf wird zudem nur noch als kleines Fenster eingeblendet und blockiert nicht mehr wie bei früheren Carplay-Versionen die ganze Navigation.
Google Maps kann gut in Carplay verwendet werden und bietet guten Bedienkomfort und zuverlässige Daten. Stärke der App ist nach meiner Erfahrung primär die schnelle und umfassende Erfassung von Umleitungen und Verkehrsstörungen. Im Grunde können beide Apps auf Verkehrsdaten zugreifen. Apple nutzt hier unter anderem Daten von TomTom, Google scheint hier aber zuverlässiger zu sein.
Kürzlich erlebte ich bei einer Fahrt auf der Autobahn A8 selbst, wie ein Stau in Google Maps vom Entstehen bis zur Auflösung dokumentiert wurde, bei Apples App Karten aber gar nicht gemeldet wurde. Bei Echtzeitdaten hat Google durch seinen großen Nutzerkreis einen echten Vorteil, vermutlich gerade im Android-freundlichen Deutschland.
Auch bei der Suche nach Ladestationen soll Google laut Nutzerberichten die Nase vorn haben. Vorteil von Karten ist dagegen die gute Integration in Carplay und iOS. So ist der Zugriff auf E-Mail, Kalender und Nachrichten möglich, was etwa bei der schnellen Routenplanung per Siri hilft.
Routenplanung und Navigation beherrscht Karten ausgezeichnet, vor dem Beginn einer längeren Fahrt kann aber ein Blick auf die Verkehrsmeldungen von Google Maps nicht schaden.
**Stand: 3:2**
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## Infos zu Hotels, Restaurants und Co.
Ein klassisches Alltagsproblem: Sie sind in einer fremden Stadt und suchen nach einem guten Restaurant? Gerade auf einem iPhone sind die beiden Karten-Apps die Lösung und werden immer mehr zu einem Suchmaschinen-Ersatz. Sie zeigen Ihnen bei Bedarf alle nahen Restaurants, Hotels, Cafés und Supermärkte – und immer öfter auch eine Bewertung!
Vor allem Google Maps wird dabei immer mehr zum Ersatz von Restaurantführern und Reiseführern. Suchen Sie in der Nähe ein Café oder eine Sehenswürdigkeit, liefern beide Apps umfangreiche Informationen – Öffnungszeiten eines Geschäfts, Angebot, Kontaktmöglichkeiten und Nutzerrezensionen.
Bei diesen Bewertungen setzen die beiden Apps aber auf ein unterschiedliches System. Apple verwendet Daten großer Portale wie Bookatable, Tripadvisor, DasÖrtliche, Yelp und Booking.com, Google setzt dagegen auf Nutzerrezensionen.
Bei dieser Aufgabe hat Google Maps den großen Vorteil, auf einen großen und aktiven Nutzerkreis zugreifen zu können. Gerade bei Neueröffnungen oder in kleinen Orten finden Sie bei Google Maps nicht nur aktuellere und detaillierte Beschreibungen, sondern auch fast immer aktuelle Bewertungen. Auch viele kleine Einzelhändler achten sehr auf ihre Bewertungen bei Google Maps.
Google setzt bei seinen Bewertungen stark auf seine Nutzer. Das hat Vor- und Nachteile.
Stephan Wiesend
Dieses System ist nicht perfekt: Die Bewertungen sind zwar aktuell und sehr zahlreich, allerdings ist ihre Zuverlässigkeit oft ungewiss. Der Wahrheitsgehalt der Bewertungen wird kaum geprüft und negative Bewertungen können von den Betreibern entfernt werden. Sie sind oft aber ein wertvoller Anhaltspunkt und Google versucht, die Bewertungen durch zuverlässige Autoren (Local Guides) zu verbessern.
Apple nutzt dagegen Daten von Diensten wie Tripadvisor und Yelp. Diese Bewertungen sollten eigentlich zuverlässiger sein, sind aber weniger zahlreich und oft veraltet. Bei einem bekannten Lokal in München prüfen wir dies als Stichprobe nach: Bei Google sind über 3.500 Bewertungen zu finden, viele davon stammen aus dem gleichen Monat und sind zudem deutschsprachig.
Bei Karten finden wir zwar immerhin mehr als 800 Einträge von Yelp – allerdings meist englischsprachig und nur wenige aus dem gleichen Jahr. Besser als bei Gaststätten funktioniert dieses Konzept nach meinem Eindruck etwa bei Hotels, da Apple hier auch auf marktbeherrschende Portale wie Booking.com zugreifen kann.
Apple setzt auf Dienste wie Yelp, was oft zu veralteten Bewertungen führt.
Stephan Wiesend
In den USA bieten beide Dienste übrigens noch mehr Funktionen, etwa die direkte Reservierung eines Tisches. Auch einige neue KI-Funktionen gibt es bei Google Maps vorerst nur für US-Kunden.
**Stand: 3:3 Gleichstan** d
## Bedienkomfort
Wie einfach ist aber die Bedienung? Bei der Bewertung des Bedienkomforts gibt es bei beiden sehr ausgereiften Apps nur wenig zu beanstanden. Vor allem die beiden iOS-Apps sind einfach bedienbar und geben den Benutzern keine Rätsel auf. Auch per Sprachbefehl kann man problemlos nach einem Ort suchen oder eine Route planen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit, so gibt es auch deutlich weniger eingängige Navigations-Apps wie OsmAnd, eine recht eigenwillige App auf Basis von OpenStreet-Map-Daten.
Apple Karten profitiert außerdem von der guten Integration in macOS und iOS, so können Sie Daten zwischen iPhone und Mac austauschen und Routen exportieren. Bei einer Routenplanung stehen zusätzlich die Daten aus dem Adressbuch zur Verfügung.
Daten zwischen der macOS- und iOS-Version auszutauschen, ist aber auch bei Google Maps kein Problem. Hier ist auch eine Nutzung von Android-Smartphones möglich.
Auch durch die eine ausgezeichnet gestaltete Oberfläche und gute Zusammenarbeit mit anderen Apple-Geräten ist Karten aber nach meiner Meinung nicht nur die elegantere, sondern auch die komfortablere Lösung – zumindest für Nutzer der Apple-Plattform. Auch Siri wird gut unterstützt. Trotzdem gibt es hier nach meiner Meinung keinen Gewinner.
**Stand: 4:4 Gleichstand**
## Street View, Flyover und Lookaround
Karten können aber weit mehr als nur Straßenkarten anzeigen: Streetview und Apples Lookaround können auch vom heimischen Sofa aus einen Einblick in fremde Städte und Kulturdenkmäler liefern.
Apple hatte wohl anfangs versucht, mit Flyover eine Alternative zur Street-View-Ansicht anzubieten, eine Art Vogelflug-Ansicht von Sehenswürdigkeiten. Überraschend wurde diese Funktion aber für viele Stände eingeschränkt und wird vielleicht sogar eingestellt. Dafür gibt es eine AR-Ansicht für Fußgängerrouten (etwa in Frankfurt am Main), die weiter zur Verfügung steht. Mit Lookaround gibt es von Apple eine bessere Alternative zu Street View – seit 2023 auch in größeren deutschen Städten.
Es gibt aber einige Unterschiede in der Verbreitung: Nur Google Maps bietet etwa eine AR-Ansicht, die einen Weg per Kamerabild und eingeblendete Weginformationen zeigt. Einzigartig ist auch die Street-View-Ansicht, die ein zoombares Bild der Straßenansicht zeigt.
Bei Google Maps ist Street View nicht vollkommen flächendeckend, allerdings sind oft kleinste Dörfer erfasst. Allerdings sollten Sie auch hier auf die Aufnahmezeit achten, Street-View-Aufnahmen sind nämlich oft schon mehrere Jahre alt. Apple bietet aber an vielen Orten Ähnliches. Sie müssen dazu nur auf ein Fernglas-Symbol klicken.
Flyover ist eine Stärke von Google Maps (rechts), Apple bietet aber bei vielen Orten ebenfalls eine Rundumsicht.
Stephan Wiesend
Auch die aufwendige 3D-Ansicht, die Apple als Option bietet, wird nicht an allen Orten unterstützt. Indoor-Karten für Flughäfen wie Berlin-Brandenburg und Einkaufszentren sind ebenfalls noch etwas spärlich in der Apple-App vertreten.
Apples Karten-App bietet sehenswerte Stadtansichten wie hier Venedig.
Stephan Wiesend
Sehenswert ist bei Karten auch die Globus-Funktion, die tolle Bildqualität bietet.
**Stand: 5:5**
## ÖPNV im Vergleich
Gerade in einer fremden Stadt nutzen Sie eine der Karten-Apps vermutlich oft, um schnell die nächste U-Bahn- oder Bus-Haltestelle zu finden. Noch relativ neu ist etwa die Unterstützung des Nahverkehrs bei Apple Karten. Der Funktionsumfang der beiden Apps ist aber bereits fast identisch.
Beide Apps können in größeren Städten nahe U-Bahn-, Straßenbahn- und Bus-Haltestellen schnell und zuverlässig anzeigen. Beide zeigen mittlerweile auch die nächsten Abfahrten an dieser Station an. Karten gefallen hier durch eine sehr einfache und übersichtliche Präsentation der Daten. Google Maps kann hier zusätzlich einen Link zum Anbieter und zu weiterführenden Informationen bieten.
Allerdings ist die Abdeckung von Deutschland bei Karten noch lückenhaft. Zumindest in den größten deutschen Verkehrsverbünden wie MVV, VVO, RNV und VBB kann die App aber aktuelle Daten anzeigen – auch den Busverkehr in einem kleinen abgelegenen Ort.
Umfangreicher und mit besserer Abdeckung in entlegenen Gebieten sind die Daten bei Google, auch Daten über Störungen und Live-Daten sollen enthalten sein. Das kann aber auch die Fehlerquote erhöhen: So listete Google Maps bei einer Stichprobe, eine nahe Bushaltestelle irrtümlich als gesperrt.
Auch auf dem Land kennt Karten oft den Fahrplan
Stephan Wiesend
Möchten Sie ganz sichergehen, etwa bei einer Bahnreise, sollten Sie besser auf die Daten der Anbieter selbst zugreifen.
**Stand: 6:6**
## Radfahren
Sie sind Radfahrer? Seit 2023 unterstützt auch Apples Karten Fahrradrouten, bis dahin ein wichtiger Vorteil von Google Maps. Erstellen Sie in den beiden Apps eine Route, gibt es sowohl für Autofahrer, Fußgänger und Fahrradfahrer maßgeschneiderte Routen.
Gut: Apple weist sogar auf Steigungen hin und schätzt die Fahrzeit ein, auch die Ausgabe der Daten auf einer Apple Watch wird unterstützt. Allerdings sind Sie im Ausland unter Umständen mit Google Maps besser dran. Routen in Deutschland werden von Karten gut unterstützt, Google Maps deckt aber noch deutlich mehr Länder ab.
Für Fahrrad-Routen gibt es bei Karten einen eigenen Modus.
Stephan Wiesend
**Stand: 6:6**
## Offline-Karten
Unser letzter Test: Wie funktionieren die Apps ohne Netz? Für eine Navigation müssen große Datenmengen heruntergeladen werden, das ist für einen Volumentarif eine hohe Belastung. Auch bei schlechten Netzbedingungen ist dies ein Problem. Eine Lösung: Man kann die Kartendaten vorab herunterladen. Bei Google ist dies schon länger möglich.
Auch bei der Nutzung von Offline-Karten hat Apple aber aufgeholt. Das ist gerade in Gebieten mit schlechter Netzabdeckung wichtig, kann aber auch die Akkulaufzeit verbessern. Apple bietet jetzt ebenfalls den Download einzelner Karten an. Diese belegen allerdings relativ viel Speicherplatz, eine Karte von München und Umgebung beansprucht etwa etwas über einem GB an Speicher.
**Stand: 7:7**
## Fazit
Einen klaren Gewinner kann man nur schwerlich ausmachen, beide Apps sind hervorragende Karten-Apps und haben sich stark angenähert. Die beiden Apps haben aber ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. Ein Schwachpunkt von Karten sind etwa die oft veralteten Bewertungen von Gaststätten und anderen POIs. Hier hat Google durch seine große Nutzerzahl einen Vorsprung – auch bei Verkehrsmeldungen.
Eigentlich ist es aber bereits ein großer Erfolg von Apple, mit Google Maps gleichzuziehen. Vor allem in den vergangenen Jahren hat Apple hier deutlich aufgeholt und bietet gerade auf dem iPhone erstklassige Funktionen.