Im NVE handelt es sich um ein äußerst volatiles Netzwerk. Fast täglich verschwinden und gründen sich neue Gruppen. Das macht das Monitoring sehr herausfordernd. Aber: Es ist möglich. Voraussetzung dafür ist allerdings ein Verständnis von dem Netzwerk:

Erst im Juni 2025 rückte mit der Verhaftung von "White Tiger" der NVE ins öffentliche deutsche Interesse. Der Fall zeigte exemplarisch wie unvorbereitet deutsche Behörden auf schwerste (sexuelle) Gewalt reagierten - und wie lange sie den mutmaßlichen Täter gewähren ließen:

Erste Graffiti in Deutschland mit NVE-Bezug sind bereits letztes Jahr aufgefallen. Anfang diesen Jahres tauchten auch in Bad Herrenalb welche auf. Während deutsche Behörden sich auch im Juni 2025 noch ahnungslos zeigten, warnten internationale Behörden bereits seit Monaten eindringlich vor dem NVE.

Die Netzwerke sind komplex und unterliegen kurzfristigen Veränderungsdynamiken, was das Monitoring zusätzlich erschwert. Internationale Behördenwarnungen legen die Vermutung nahe, dass diese Gefahr in den kommenden Jahren zunehmen wird.

Mehr zur Einordnungen gibt es bei @cemas.io:

2. Die ideologische Komponente wandelt das oft im Alltag erlebte Gefühl der Ohnmacht in Hass auf die Gesellschaft und im Speziellen gegen Minderheiten um. Die Gewalt wird als Ventil verstanden. Die Schwelle vom Opfer, das zum Täter wird, ist sehr schnell aufgeweicht.

1. Sie fängt diejenigen auf, die Probleme in ihrem Alltag haben und suggeriert ein Zugehörigkeitsgefühl. Diese Zugehörigkeit hat allerdings nur Bestand, wenn die Mitglieder sich durch Gewalttaten innerhalb der Gruppe profilieren.

In den Gruppendiskussionen wird deutlich: Es sind sehr viele Minderjährige, die sich dort vernetzen. Grenzen zwischen den Gruppen verschwimmen oft, sodass Mitglieder auch in anderen Bereichen des NVE aktiv sein können. Die Gruppe erfüllt dabei zwei wesentliche Funktionen:

Die Gruppenstrukturen sind darüber hinaus oft hierarchisch aufgestellt und der Handlungsdruck auf Mitglieder ist groß. Um Teil der Gruppe zu sein, müssen sie Gewalttaten begehen und sich innerhalb der Gruppe beweisen. Diese Dynamik beschleunigt die Radikalisierung maßgeblich.

3. Bedeutende Ideologiefragmente sind Antisemitismus und Antifeminismus. Hier liegen Anknüpfungspunkte vor für ein Sammelbecken sämtlicher terroristischer Strömungen einschließlich des islamistischen Terrorismus und terroristischen Ambitionen innerhalb der Incel-Culture.

2. Man erfindet das Rad nicht neu: Als Anleitungen, Taktiken und Strategien stützt man sich auf den rechtsterroristischen Militanten Akzelerationismus. Man orientiert sich an deren Netzwerkstruktur, der Ästhetik und den Anschlagsplänen.

1. Die Gewalt kann sich grundsätzlich gegen jede*n richten. Aber im Vordergrund stehen Zielpersonen, die bereits gesellschaftlich von Diskriminierung betroffen sind. Der Einfluss und die Verbreitung rechtsextremer Denkweisen ist in den Gruppen omnipräsent.

Weil es vordergründig um die Gewalt um der Gewalt willen ohne einen moralischen Anspruch geht, spricht man hier auch vom Nihilistischen Akzelerationismus. Das bedeutet nicht, dass sie ideologiefrei ist. Es gibt ein paar Punkte, die diese Gewalt maßgeblich ideologisch beeinflussen:

Die Mitglieder sind überzeugt, dass die demokratische Gesellschaft zusammenbrechen wird und soll. Diesen Zusammenbruch will man aktiv beschleunigen. Als Mittel der Wahl gilt jede Gewalt, die gegen jede nur mögliche moralische Norm verstößt – ganz besonders terroristische Gewalt.

Die Gruppen im Bericht lassen sich dem nihilistischen Akzelerationismus (NihlAcc) zuordnen. Damit sind sie Teil des sog. „Nihilistic Violence Extremism“ (NVE). Während sich andere NVE-Gruppen auf Sextortion oder Cyber Crime fokussieren, forciert der NihlAcc die Ausübung von Gewalt im analogen Raum.

In Chatgruppen lud Luka Z. letztes Jahr einen nun verurteilten Rechtsextremisten der Gruppierung "The Base" zu sich nach Brandenburg ein, die auf der EU-Terrorliste steht. Fotos aus dem echten Leben zeigen Luka Z. hingegen mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Matthias Helferich.